12.12.2021

Erinnerungen an einen Freund und Künstler

Zum Tode von Prof. Rolf Felix Müller (1932 - 2021)

Als im Jahr 2007 die ersten Ideen aufkamen, den 2006 verstorbenen Maler, Grafiker und Cartoonisten Eberhard Eb Dietzsch mit einer besonderen Geste für sein Lebenswerk zu würdigen, fand das sofort die uneingeschränkte Unterstützung eines Kollegen, der ihm viele Jahre freundschaftlich verbunden war: Prof. Rolf F. Müller.

Er war es, der den Gedanken eines Wettbewerbes für junge Künstler um den »Eb-Dietzsch-Kunstpreis für Malerei« bedingungslos unterstützte und sich sofort als Mitglied der Jury zur Verfügung stellte. Von 2008 bis 2018 war Rolf F. unmittelbar daran beteiligt, die Preisträger des zweijährlich stattfindenden Kunstpreises zu ermitteln. Seine vielfältigen künstlerischen Erfahrungen, sein umfangreiches Wissen

zur Wirksamkeit der Kunst in der Gesellschaft, sein zeichnerisches Vermögen flossen in die Bewertungen ein.

So ergänzte sich eine jahrzehntelange Freundschaft zwischen zwei bedeutsamen Geraer Künstlern, die der bildenden und angewandten Kunst in Ostthüringen einen Stellenwert vermittelten, der in die damalige DDR ausstrahlte.

In dieser Hinsicht hat Eberhard Eb Dietzsch 1995 Arbeitsweise und Hingabe von Rolf F. Müller treffend einmal so beschrieben:

»Wer vom Zeichnen nicht loskam und einen entsprechenden Beruf suchte, wurde Lithograf. So verschlägt es Rolf F. mit vierzehn Jahren von Lobenstein in die Weltstadt Gera. In der Lithografischen Anstalt zeichnet er die nächsten drei Jahre auf Stein. Er kauft sich Kreppschuhe, trommelt abends in einer Band, liest fragwürdige Romane, kämmt sein Haar mit Pomade und besucht als Mann von Welt an den Wochenenden Lobenstein.

In Manieren mittlerweile erfahren, den Lehrbrief in der Tasche, begibt sich Felix für fünf Jahre nach Leipzig. An der Hochschule für Grafik und Buchkunst illustriert er, schreibt Schrift, zeichnet vorwiegend auf Papier, aber auch auf Stein, sticht in Holz und radiert.

Zurück in Gera zieht er in die alte Wohnung im Ostviertel. Inmitten einer ständigen bekämpften, jedoch niemals besiegten Unordnung arbeitet Felix bis tief in die Nacht, zeichnet, klebt, montiert und schreibt Schrift, hört bei der Arbeit Jazz, geht am Morgen schlafen. Gegen elf sitzt er im Schlafanzug wieder am Arbeitstisch, isst auch eine Suppe und fragt sich, wer die Suppe gekocht hat.

Nichtstun kennt Felix nicht. Und tut er einmal nichts, dann geht er auf Reisen. Unter seinen stets zu weiten Mänteln bringt er die unglaublichsten Geschichten und schöne, aber unbrauchbare Dinge mit nach Hause. So kann er seine Cartoons, Illustrationen und Plakate auf den berühmten doppelten Boden stellen, welcher aus handwerklicher Gediegenheit, Lebenserfahrung und Wissen gebaut wird.

Wie er zeichnet, verschafft uns einen zusätzlichen ästhetischen Genuss. Seit 1958 lehrte er an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, ab 1993 als Professor, um jungen Menschen Lust auf die Kunst zu machen.«

Das ihm das gelungen ist, bestätigt nicht nur das Werk seines Sohnes Thomas Matthäus Müller, der heute wie einst der Vater als Professor an der Hochschule für Grafik und Buchkunst lehrt, sondern auch die viele Absolventen, die überall in unserem Land wirken.

Rolf Felix Müller wird uns als Freund und Förderer unserer ehrenamtlichen Arbeit immer in Erinnerung bleiben. Wir vermissen ihn sehr.

 

 

Foto: Die Künstlerfreunde Eb Dietzsch, Rolf Felix Müller und Christian Lüttich in den 60igern (v.l.n.r) 








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